4. April 2016 Joachim Bischoff / Norbert Weber
Ende März überraschte der Vorstandvorsitzende der HSH Nordbank, Constantin von Oesterreich, die Öffentlichkeit mit der Mitteilung, dass er den Aufsichtsrat um Aufhebung seines Vertrages gebeten hat. Von Österreich, seit November 2012 Chef der HSH, wird dieses Amt zur Jahresmitte abgeben, damit eineinhalb Jahre vor Ablauf seines Vertrags. Als Begründung wird in den Medien verbreitet, er fühle sich ungerecht behandelt und verdiene zu wenig! Entweder ist der genannte Grund ein Vorwand oder aber ein schlechter Witz!
Zur Erinnerung: Das Gehalt beträgt 500.000 Euro p.a. zzgl. einem jährlichen sechststelligen Betrag (soweit uns bekannt, jährlich zusätzlich etwa 200.000 Euro) in die Altersversorgung. Bonusansprüche sind nicht gestrichen, sondern werden angesammelt und ausgekehrt, wenn die Bank in die Gewinnzone geführt wurde. Dies kann freilich noch etwas dauern.
Zusammengefasst: Mit seinem »On-Top«-Gehalt wird von Oesterreich an seinem Erfolg gemessen. Da dieser ausbleibt (die Bank sogar im Gegenteil erneut ins Trudeln geraten ist ) bleiben die begehrten Bonuszahlungen natürlich zunächst aus.
Vermutlich liegt der Grund für den vorfristigen Abgang eher im Alltagsgeschäft. Dafür gibt es mehrere Fakten:
Die HSH Nordbank steht in der bisherigen Form aktuell so oder so vor ihrem Ende. Entweder kann die Bank in einem fest umrissenen Zeitkorridor veräußert werden, oder aber sie wird endgültig abgewickelt. Die EU-Kommission wird voraussichtlich Mitte April grünes Licht für diese Regelung geben. Mit ihr dürfen die beiden Bundesländer für die HSH Nordbank erneut in ihre Staatskassen greifen, um die Zombie-Bank für den Verkauf noch einmal herzurichten. Gut acht Mrd. Euro haben die Landesparlamente in Kiel und Hamburg dafür bereits freigegeben. Eine Summe, mit deren Hilfe die Länder der HSH Nordbank u.a. eine Reihe notleidender Schiffskredite abnehmen, die die Bilanz der Bank sonst unter die Wasserlinie des von der Bankenaufsicht Geduldeten gedrückt hätten. Zudem wird die Garantie, mit der die beiden Landesregierungen für unvermeidlich anfallende Verluste ihrer Bank bürgen, von sieben auf zehn Mrd. Euro erhöht.
Das von den Länderregierungen Hamburg und Schleswig-Holstein mit Regierungsmehrheit durch die die Parlamente geprügelte Rettungskonzept sieht vor, »über« die bisherige HSH Nordbank praktisch eine Mutter-Holding zu setzen, die, wie bei allen Holding-Müttern üblich, ein gewichtiges Wörtchen in Sachen Geschäftspolitik mitreden will.
Das für die HSH Nordbank drohende Szenario kann der Schlussphase der ehemaligen West-LB entnommen werden. Mit viel »Tamtam« wurden Interessenten eingeworben, ein bekannter ehemaliger CDU-Politiker hat sich eine goldene Nase daran verdient. Das ging immer solange gut, bis die Interessenten Einsicht in die tatsächlichen Unterlagen zur wirtschaftlichen Situation bekommen haben. Sie waren dann durchweg alle schneller weg als sie eingeworben wurden.
Auch bei der HSH wird es ein solches Prüfungs- und Einsichtsszenario geben müssen. Mal sehen, welcher Interessent dann noch bereit ist, weiteres Geld in die Hand zu nehmen.
Ein nicht auszuschließendes Horror-Szenario und das I-Tüpfelchen auf dem fehlgeschlagenen Rettungsweg der Bank wäre, wenn einem willigen Interessenten noch Geld mit gegeben werden muss, damit dieser bereit ist, die HSH Nordbank zu übernehmen. Bereits mit der aktuellen Rettungsaktion der Bank durch die beiden Eigentümer-Länder Hamburg und Schleswig-Holstein werden die landeseigenen Anstalten Öffentlichen Rechts HSH-Finanzfonds AöR und die neugegründete HSH-Portfoliomanagement AöR zusammen mit einer weiteren Kreditermächtigung über 16,2 Mrd. Euro ausgestattet.
Diese bei diversen Landesbanken vorzufindenden Scherbenhaufen sind Resultat des irrigen Glaubens, dass Landesbanken in Schieflagen von eigensüchtigen, auf den eigenen Vorteil bedachten Bankern verantwortungsvoll und kompetent wieder auf den »richtigen Weg« zurückgeführt werden können. Ein für SteuerzahlerInnen teurer und trauriger Irrtum!