8. April 2016 Joachim Bischoff / bernhard Müller
Hamburg: Reiche, arme Hansestadt - Soziale Spaltung, öffentliche Finanzen und Armutsbekämpfung
I. Reichtum in Hamburg
42.000 Millionäre leben in der Hansestadt. Nirgendwo in Deutschland ist die Millionärsdichte höher. Knapp 1.000 Hamburger verdienen mehr als eine Million Euro pro Jahr. Und sogar elf Milliardäre sind bekannt, die Hamburg als Hauptwohnsitz nennen, hier geboren wurden oder ihre Unternehmen von hier lenken. Jeder achte Hamburger gilt als reich.
Bei den 500 Deutschen, die das Manager Magazin in seiner Liste der reichsten Deutschlands führt, finden sich zahlreiche Hamburger – auch unter den Superreichen. Zu Letzteren zählen das Manager Magazin beispielsweise Michael und Alexander Otto, Erben des Versandhaus-Gründers. Mit einem geschätzten Gesamtvermögen von 9,5 Mrd. Euro liegen die Ottos auf Platz 2 der reichsten Hanseaten.
Auch Günther Fielmann, der dank seiner Optiker-Kette zum Milliardär wurde, und seine Unternehmenszentrale in der Hansestadt hat, steht auf der Liste, ebenso die Kaffeefamilie Herz, deren Tchibo-Filialen deutschlandweit zu finden sind. Klaus-Michael Kühne, dessen Vermögen vom Magazin auf 5,8 Mrd. Euro taxiert wurde, lebte lange in Hamburg. Dann verlagerte er sein Unternehmen Kühne+Nagel in die steuerfreundlichere Schweiz. Dennoch bleibt Kühne Hamburg verbunden, jüngst machte er mit gescheiterten millionenschweren Rettungsplänen für den Hamburger Sportverein von sich reden. Zu den Reichsten der Stadt gehören außerdem die Jahrs (Gruner + Jahr), Bauer (Bauer Media Group) und Claussen (vormals Beiersdorf), ebenso Dieter Schnabel (Helm), Peter Möhrle (vormals Max Bahr) und Helmut Greve (Immobilien).(1)
(1) Günter Herz (75) ist einer der wenigen echten Tausendsassas unter den deutschen Hochvermögenden. Die von seinem Vater Max Herz geerbten Kaffee- und Handelsfirma Tchibo formte er in dreieinhalb Jahrzehnten zu einem Giganten mit vier Milliarden Euro Umsatz. Nebenbei kaufte er auch noch die Tabakfirma Reemtsma und reichte sie 2002 für mehr als sechs Milliarden Euro an den britischen Zigarettenkonzern Imperial Börsen-Chart zeigen weiter. Und aus der Cremefirma Beiersdorf züchtete er einen globalen Beauty-Konzern.
2001 hatte eine Mehrheit seiner Familie zwar genug von seinem Schaffensdrang und jagte ihn bei Tchibo vom Hof. Aber mit den üppigen Mitteln aus der Familienscheidung baute sich Günter Herz, im Duett mit seiner treuen Schwester Daniela, gleich ein neues Reich auf. Erst machte er mit einer Großbeteiligung am Sportartikelkonzern Puma eine halbe Milliarde Euro Gewinn. Dann übernahm er 2006 die Kontrolle beim Schiffsdienstleister Germanischer Lloyd und fusionierte ihn 2013 mit einem norwegischen Konkurrenten zur globalen Nummer 1. Wenn er sich mal langweilt, kümmert er sich auch noch um sein kleines Investment in die Pizza-und-Pasta-Kette Vapiano.
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