8. Juni 2014 Joachim Bischoff
Endlich mal wieder Gewinne bei der HSH Nordbank
Die HSH Nordbank überrascht für das erste Quartal 2014 mit einem Gewinnsprung. In den ersten drei Monaten verdiente die Bank 354 Mio. Euro vor Steuern. Im entsprechenden Vorjahresquartal gab es mit 71 Mio. Euro auch ein positives Ergebnis, das freilich in der Gesamtabrechnung für 2013 in einem weiteren Verlust aufgegangen ist.
Die HSH Nordbank hatte nach anfänglichen Gewinnen im ersten Quartal für 2013 tief rote Zahlen (814 Mio. Euro Verlust) ausweisen müssen. Der Grund für das schlechte Jahresergebnis: eine höhere Risikovorsorge für Schiffskredite im Schlussquartal sowie Rückstellungen für steuerliche Altlasten etwa im Zusammenhang Altgeschäften.
Eigentlich hat sich die Lage im Schifffahrtsbereich erwartungsgemäß noch nicht durchgreifend verbessert. Aber der Aufwand für die Risikovorsorge ist für die HSH Nordbank doch deutlich geringer ausgefallen. Sie reduzierte sich von 307 auf 59 Mio. Euro. Neben diesen geringeren Belastungen aus den Altgeschäften in der Schiffsfinanzierung kamen auch noch positive Erlöse aus alten Immobilienoperationen. Aber das Management sieht als eigentlichen Grund für den Gewinnsprung: Das Neugeschäft habe sich mit 2,1 Mrd. Euro im ersten Quartal annähernd verdoppelt. Auch für das zurückliegende Geschäftsjahr 2013 war das Neugeschäft schon als positiver Faktor herausgestellt worden: Es war auf 7,6 Mrd. Euro gestiegen.
Warum bleibt trotz dieser positiven Teilentwicklung eine Skepsis: Die Bank weist im ersten Quartal 2014 immer noch eine Bilanzsumme von 109 Mrd. Euro aus; selbst wenn für das gesamte Geschäftsjahr das Neugeschäftsvolumen auf deutlich über 10 Mrd. ausgeweitet werden könnte, wird doch das Geschäftsergebnis der Bank durch die anderen Portefeuilles bestimmt werden. Und alle Banken in Deutschland und Europa klagen unter den gegenwärtigen Regime der Niedrigzinsen unter der Belastung, neue Erträge generieren zu müssen. Das Neugeschäft ist für die HSH Nordbank keineswegs ein Joker, mit dem Verluste aus der Schiffs- und Immobilienfinanzierung kompensiert werden könnten.
Zurecht betont die Bank in ihrem Quartalsbericht die schwierige Situation in dem aktuellen Geschäftsfeld: Die erzielten Zinsmargen blieben zwar trotz des verschärften Wettbewerbs im deutschen Bankenmarkt auf auskömmlichem Niveau, aber der Wettbewerb ist wegen der Restrukturierung des Finanzbereiches insgesamt sehr hart. Von einer Belebung im Bereich des Geschäftsfeld »Bank für Unternehmer« kann keine Rede sein. Den größten Beitrag zum Neugeschäft leistete der Unternehmensbereich Immobilienkunden mit einem Volumen von 1,2 Mrd. Euro. Eine generell zurückhaltende Kreditnachfrage im Markt war zu Jahresbeginn im Firmenkundengeschäft zu spüren.
Der Gewinnsprung auf 354 Mio. Euro vor Steuern liefert also erstmal ein dickeres Polster für den Rest des Jahres. Der Vorstand verbreitet den bekannten Optimismus: Er werde die Bank nachhaltig stabil und profitabel auszurichten suchen – genau so nachhaltig stabil, wie in den letzten Jahren seit 2008. Für das Geschäftsjahr 2014 sei unverändert mit positiven Ergebnissen vor und nach Steuern zu rechnen. Wesentlich dazu beitragen werden die erwartete Entlastung der Risikovorsorge einschließlich der positiven Wirkung der Kapitalschutzklausel, ein niedrigerer Verwaltungsaufwand sowie das wachsende Neugeschäft. Freude also beim Finanzsenator?
Den Eigentümern der Bank – vor allem der Hansestadt Hamburg und Schleswig Holstein – wäre ein positives Jahresendergebnis 2014 sehr willkommen. Mit einiger Sorge blicken die Eigentümer dem Ergebnis des Bankenstresstestes entgegen, bei dem eben gerade die Altgeschäfte im Bereich der Schiffs- und Immobilienfinanzierung besonders geprüft werden sollen. Außerdem steht noch die Bewertung der EU-Kommission wegen der Erhöhung der Bürgerschaften auf erneut 10 Mrd. aus.
Die Eigentümer haben seit geraumer Zeit mit ihrer »Landesbank« wenig Freude. Die chronischen Verluste schlagen sich in einem Niedergang des Aktienwertes nieder. Es gibt auf absehbare Zeit keine Gewinnausschüttung und die Herabstufung des Aktienkurses läuft auf einen beständigen Vermögensverlust hinaus, der für Anfang 2014 bei einem aktuellen Kurswert der HSH Nordbank-Aktien von 6,69 Euro folgenermaßen aussieht:
Seit 2007 haben sich der Wert der Aktien der HSH Nordbank AG (HSH) beziehungsweise die Abschreibungen auf den Wert der von der HGV Hamburger Gesellschaft für Vermögens- und Beteiligungsmanagement mbH (HGV), dem HVF – Hamburgischer Versorgungsfonds (HVF) – AöR und der hsh finanzfonds AöR (HSH finfo) gehaltenen Anteile an der HSH wie folgt entwickelt:
1) Ermittelt nach IDW S1. 2) Wirtschaftlich der Freien und Hansestadt Hamburg zugeordneter Anteil von 50 Prozent. 3) 2012 erfolgte eine Einmalzahlung der HSH von 500 Millionen Euro an die HSH finfo (siehe Drs. 20/3220), die im Umfang von 250 Millionen Euro wirtschaftlich der Freien und Hansestadt Hamburg zuzuordnen ist. 4) Vorläufige Werte, die noch nicht durch Wirtschaftsprüfer testiert und von den Aufsichtsgremien festgestellt wurden.
Was hat also das Unterfangen »Sanierung der Landesbank« für Hamburg bislang gebracht: Wichtigster Punkt ist für den Eigentümer FHH, dass bislang keine Bürgerschaften aus den Altgeschäften angefallen sind. Mit jedem Geschäftsjahr, das die HSH Nordbank überlebt, verringert sich die Gefahr von Bürgerschaftszahlungen erheblich. Ansonsten dürfte der Effekt für den regionalen Markt bescheiden ausgefallen sein, das Image der Bank ist mit Sicherheit kein positiver Werbefaktor mehr für die Hansestadt. Dividenden hat es seit Jahren nicht mehr gegeben und der bisherige Vermögensverlust summiert sich auf ca. 3,5 Mrd. Euro. Mit diesem Geld und dem dahinter steckenden Arbeitsaufwand hätte man in Hamburg sehr viel Besseres bewegen können.