Der rechte Rand

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26. März 2013 von Joachim Bischoff und Bernhard Müller

Sozialdemokratisches Armutszeugnis: Gescheiterte Fusion

Die mit viel Hoffnungen für den Schifffahrtstandort Hamburg verbundenen Verhandlungen über eine Fusion der großen deutschen Linienreedereien Hapag-Lloyd und Hamburg Süd sind gescheitert. Die beiden Traditionsunternehmen werden sich vorerst nicht zusammenschließen. Das bestätigten die Eigentümer, das Konsortium Albert Ballin und die TUI. Das Projekt sei auf Wunsch der Oetker-Seite vorerst eingestellt worden. Zusammen wären die beiden Hamburger Unternehmen mit einem Umsatz von rund 10 Mrd. Euro die viertgrößte Reederei der Welt.

Angesichts der schwierigen konjunkturellen Lage wäre ein Zusammenschluss der beiden Reedereien nach Meinung von Schifffahrtsexperten sinnvoll. Erst vor wenigen Tagen hatte Hapag-Lloyd für 2012 einen dreistelligen Millionenverlust gemeldet. Denn die Flaute auf den Weltmeeren und die deutlich gestiegenen Treibstoffkosten haben der Hamburger Reederei Hapag-Lloyd die Bilanz 2012 verhagelt. Der Konzern rutschte mit einem Verlust von 128 Mio. Euro (2011: minus 29 Mio. Euro) tiefer in die roten Zahlen. Vor Zinsen und Steuern fiel das Ergebnis noch positiv aus, mit 26 Mio. Euro war es jedoch auch schwächer als im Vorjahr (101 Mio. Euro). Der Umsatz stieg um 12,1% auf 6,84 Mrd. Euro.

Auch die zur Oetker-Gruppe gehörende Reederei Hamburg Süd leidet unter Preiskampf und hohen Treibstoffkosten. So ist deren Gewinn in 2011 trotz eines um 7% auf 4,7 Mrd. Euro gestiegenen Umsatzes weggebrochen. Auch in 2012 (die Zahlen liegen noch nicht vor) dürfte die Bilanz der Reederei nicht sehr viel besser ausfallen als die von Hapag Lloyd.

Hapag-Lloyd gehört zu rund 78 Prozent dem Konsortium »Albert Ballin« unter Beteiligung der Stadt Hamburg sowie des Logistik-Unternehmers Kühne. Der Reisekonzern TUI hält 22 Prozent. Die Reederei beschäftigt rund 6.950 Mitarbeiter, 1.800 davon in Hamburg. Bei einer Fusion mit Hamburg Süd wäre die viertgrößte Reederei der Welt mit rund 11.400 Mitarbeitern und etwa 250 Containerschiffen entstanden. Nur Maersk, MSC und CMA CGM wären noch größer. Mit etwa 150 eigenen und gemieteten Schiffen, 6.900 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von 6,1 Milliarden Euro ist Hapag-Lloyd das größere der beiden Unternehmen. Hamburg Süd kommt mit 107 Schiffen und 4.500 Mitarbeitern auf 4,7 Mrd. Euro Umsatz. Der neue Reederei-Riese hätte fast eine Mrd. Container im Jahr transportieren können.

Ein Zusammenschluss der beiden Unternehmen war in den vergangenen Jahren immer wieder eine Thema. Denn die Reedereien ergänzen sich gut: Während Hapag-Lloyd vor allem Schifffahrtsrouten in Ost-West-Richtung zwischen Europa, Asien und Amerika bedient, ist Hamburg Süd eher auf den Nord-Süd-Strecken aktiv.

Hintergrund für die Wende in den Verhandlungen war offenbar, dass sich die Familie Oetker als Eigner von Hamburg Süd nicht mit einem Börsengang des neuen Unternehmens anfreunden kann. Die Reederei ist Teil des Oetker-Konzerns geführt und legt ihre Ergebnisse nicht öffentlich vor. Dagegen hatte sich Hapag-Lloyd schon bisher über Anleihen Geld am Kapitalmarkt besorgt.

Für den sozialdemokratischen Senat stellt die gescheiterte Fusion (erneut) ein Armutszeugnis aus. Obwohl die Stadt inzwischen mit mehr als eine Mrd. Euro bei Hapag Lloyd investiert ist, zeichnet sie sich als Hauptanteilseigner vor allem durch passives Zuwarten aus. So bedauert Hamburgs Finanzsenator Peter Tschentscher (SPD) in einer ersten Reaktion, dass die Projektarbeiten auf Wunsch der Oetker-Seite vorerst eingestellt worden seien. Der Senat sei aber unverändert der Ansicht, dass die angestrebte Fusion für beide Unternehmen eine große Chance sei, ihre Marktposition zu stärken. Was die Stadt allerdings zur Wahrnehmung der »großen Chance« tun will, bleibt im Dunkeln.

Statt die Konstellation zu nutzen, durch eine Fusion mit Hamburg Süd Bündelungs- und Synergieeffekte zu schaffen, die es erlauben würden, die noch mindestens bis Ende 2014 anhaltenden Krise der Schifffahrt besser durchstehen zu können und einen ersten Schritt zum dringend notwendigen strukturpolitischen Umbau der Stadt zu tun, lässt sich der Senat faktisch vor den Karren des Unternehmers Klaus-Michael Kühne – einer der großen Anteilseigner von Hapag-Lloyd – und seiner Interessen spannen.

Kühne hatte zuletzt darauf beharrt, dass das neue Unternehmen in zwei bis drei Jahren an die Börse gebracht wird. Ein Hintergrund: Kühnes Ambitionen zum Kauf der 22% Anteile von TUI an Hapag Lloyd, der sich ohne Börsengang wohl kaum realisieren lassen dürfte. Kühne hatte dabei eingeräumt, dass die Fusionspläne an diesem Vorhaben scheitern könnten. Dies ist nun offensichtlich vorerst geschehen. So werden die Interessen der Stadt auf dem Altar der Profitinteressen des auch wegen seiner Steuerflucht keineswegs »ehrbaren Kaufmann« Kühne geopfert. In der Tat ein Armutszeugnis für die Vertreter des »ordentlich regieren« in Hamburg.

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