Der rechte Rand

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Das antifaschistische Magazin (Hrsg.)
Das IfS. Faschist*innen
des 21. Jahrhunderts

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33 Stätten der Erinnerung und Mahnung | Herausgegeben von der Willi-Bredel-Gesellschaft – Geschichtswerkstatt e.V.
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ISBN 978-3-89965-578-0

15. Dezember 2014 Joachim Bischoff / Norbert Weber

Die neuen Märchen vom Management der HSH Nordbank (1)

Die Experten jubeln: Die HSH Nordbank habe dank Sondereffekten aus der Staatsgarantie und einem starken Neugeschäft die Rückkehr in die schwarzen Zahlen geschafft. Für den Zeitraum von Januar bis Ende September wies das Institut einen Gewinn vor Steuern von 460 Mio. Euro aus. Vor Jahresfrist hatte für die ersten neun Monate ein Verlust von 95 Mio. Euro zu Buche gestanden. Die Freunde über die schwarzen Zahlen vor der Schlussabrechnung des Geschäftsjahres 2014 kennt mal wieder keine Grenzen.

Die Probleme des Instituts sind durch die Zahlen der ersten drei Quartale nicht verschwunden. Die Bank leidet weiter unter ihrem gigantischen Portfolio ausfallgefährdeter Schiffskredite, und ein funktionierendes Geschäftsmodell hat das Institut auch noch nicht nachgewiesen. Ob sie am Leben bleiben wird, ist immer noch nicht sicher.

Die Eigenwahrnehmung der Bank: Die HSH Nordbank hat in den ersten neun Monaten dieses Jahres deutlich bessere Ergebnisse als im Vorjahr erzielt. Der Gewinn vor Steuern lag bei 460 Mio. Euro gegenüber einem Verlust von 95 Mio. Euro im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Das Ergebnis nach Steuern erhöhte sich von minus 66 auf plus 333 Mio. Euro. Die Bank mache Fortschritte bei der Umsetzung ihres Geschäftsmodells, habe die Altlasten deutlich reduziert und das Neugeschäft planmäßig ausgebaut.

  • Ergebnis- und Geschäftsentwicklung verläuft planmäßig.
  • Neugeschäft um 43% auf sieben Mrd. Euro gesteigert.
  • Treiber sind Immobilienkunden sowie Energy & Infrastructure.
  • Stabile Neugeschäftsmargen bei guten Risikoprofilen.

Schauen wir näher hin: Die Garantien der Länder haben einen erheblichen Anteil daran, dass die Bank Gewinne in dieser Höhe ausweisen kann. Sie entlasten über einen komplexen Mechanismus die Bilanz der Bank und die notwendige Risikovorsorge. Dafür zahlt die Bank an die Länder Gebühren – in diesem Jahr bislang 390 Mio. Euro

Die Präsentation von schwarzen Zahlen ist den Möglichkeiten der Bilanzierung geschuldet. So hat die Bank aus der Netto-Sicherungswirkung der Garantie der Länder Hamburg und Schleswig-Holstein Ergebnisverbesserung in einer Größenordnung von 890 Mio. Euro betrieben. Hierin enthalten ist ein positiver Effekt (ergebniswirksam!) aus dem Forderungsverzicht der Länder in einer Größenordnung von 668 Mio. Euro. Davon zugeflossen sind der Kernbank 34 %, der Restructuring Unit (HSH eigene Bad-Bank) 66 %. Zudem führt die Bank in ihrer Präsentation lediglich kurz auf, dass zusätzliche Erlöse aus Wertpapier- und Beteiligungsverkäufen zu Ergebnisverbesserung beigetragen haben. Genauere Zahlen und Fakten bleibt die Bank schuldig. Damit läge das Ergebnis der Bank mit einem deutlich dreistelligen Millionenbetrag im Verlustausweis.

Die angeblich erfreuliche Entwicklung des Neugeschäfts (2) spiegelt sich nicht im präsentierten Ergebnis, im Gegenteil: Der Gesamtertrag aus operativem Geschäft ist von Q3 2013 auf Q3 2014 um 24% weiter eingebrochen (von 1.157 Mio. Euro auf 879 Mio. Euro). Die Bank verdient noch nicht einmal ihre notwendigen Abschreibungen, geschweige denn zusätzlich ihren gewaltigen Fixkostenblock. Einer guten Neugeschäftsentwicklung in den Bereichen Immobilienkunden und Energy & Infrastructure – so räumt die Bank ein – standen marktbedingt ein verhaltener Geschäftsausbau im Firmenkundenbereich und ein dem sehr niedrigen Zinsniveau geschuldeter Absatzrückgang von Kapitalmarktprodukten gegenüber. Dennoch blieb der Gesamtertrag vor dem Hintergrund des fortschreitenden Portfolioabbaus und der schwierigen Marktbedingungen in der Schifffahrt mit 879 Mio. Euro planmäßig unter dem Niveau des Vorjahreszeitraums. (Vorjahreszeitraum: 1.157 Mio. Euro)

Entscheidend jedoch: Die Krise der Schifffahrt hält an. Die Entwicklung der Risikovorsorge der Bank bleibt untrennbar mit der Entwicklung an den Schifffahrtsmärkten verbunden Auf 20 Mrd. Euro summieren sich die Schiffskredite der Landesbank noch immer. Ein Drittel davon ist notleidend. Das heißt: Die Schuldner können Zins und Tilgung schon seit mehreren Monaten nicht mehr bezahlen. Problematisch sind vor allem die Finanzierungen von Containerschiffen. Die machen bei der HSH Nordbank ca. 40% des gesamten Portfolios aus.

Die Schifffahrt steckt wegen Überkapazitäten, gesunkener Fracht- und Charterraten und des mauen Welthandels im siebten Jahr in der Krise. Inzwischen geht die Branche von einem Dauerzustand aus, auf den sich die Unternehmen einrichten müssten. Ein Anstieg der Transportpreise wird in absehbarer Zeit nicht erwartet. Damit ist auch keine Entlastung bei den Bilanzen der großen Reedereien in Sicht. Die Schifffahrtsunternehmen schließen sich daher zu Allianzen zusammen, um die Kosten zu senken.

Bis Ende September legte das Institut für ausfallgefährdete Schiffskredite deutlich weniger Geld zur Seite als im vergangenen Jahr. Grund war, dass sich die HSH von riskanten Krediten getrennt hat. Ein Sondereffekt im Zusammenhang mit der milliardenschweren Ländergarantie sorgt zudem dafür, dass die Landesbank in der Risikovorsorge einen Ertrag ausweist. Dieses Geld hatte die Landesbank in den vergangenen Jahren durch Zusatzprämien für die Garantie angespart.

Viele Banken wollen die alten Schiffskredite loswerden, um Platz in ihrer Bilanz zu schaffen. Dafür nehmen sie auch gewisse Verluste in Kauf. »Beim Verkauf von ganzen Kreditpaketen haben die Banken im Schnitt Abschläge von zehn bis über 30 Prozent hingenommen, je nachdem, wie gut das Schiffsportfolio war« Das Problem der HSH: Ihr Portfolio gilt nicht als gut. Sie hat im Boom sowohl den Mittelständlern als auch den Fonds einst besonders fleißig Kredite gewährt, also ausgerechnet jenen Schuldnern, die mit ihren zu kleinen Schiffen heute oft zu kämpfen haben. Um 15% hat die HSH Nordbank ihre Schiffskredite bisher insgesamt abgeschrieben. Dies reicht allerdings nicht, um die notleidenden Altkredite los zu werden.

Nächstes Jahr, so hofft Bankchef von Oesterreich, könnte sich der Schiffsmarkt bereits frei schwimmen. Die meisten Schifffahrtsexperten teilen diesen Optimismus nicht. Das chronisch Schlechte für die HSH Nordbank: Auch außerhalb der kriselnden maritimen Wirtschaft hat sie nichts  zu bieten. Die Eigentümer der Bank stimmen in die Märchenerzählerei ein. Fakt ist: Die Geschäftsidee einer Unternehmerbank für Norddeutschland ist gescheitert.

Zwar hat die Bank ihr Neugeschäft in den ersten neun Monaten des Jahres  von 4,9 auf sieben Mrd. Euro gesteigert. Doch das Firmenkundengeschäft lahmt. Insgesamt ist es in den ersten neun Monaten mit 1,6 Mrd. Euro um 20% gegenüber dem Vorjahreszeitraum geschrumpft. Erst im dritten Quartal lag es mit 700 Mio. Euro erstmals nicht unter Plan.

Die HSH Nordbank hofft nun, die EU im Beihilfeverfahren von ihrer Überlebensfähigkeit überzeugen zu können. Die EU-Kommission hatte die Wiederaufstockung der Staatshilfe der Länder Hamburg und Schleswig-Holstein von sieben auf zehn Mrd. Euro nur vorläufig genehmigt, eine endgültige Entscheidung steht noch aus. Dabei prüfen die Wettbewerbshüter auch, ob das Geldhaus eine Chance hat, sich langfristig am Markt zu behaupten. Die HSH soll nach dem Willen der EU eine auf den deutschen Markt ausgerichtete Geschäftsbank sein. Dagegen boomt die Immobilienfinanzierung für gewerbliche Kunden – das Neugeschäft hat sich mehr als verdoppelt, auf 3,2 Mrd. Euro. In den Sparten Schifffahrt und Energie/Infrastruktur stieg es auf 1,0 und 1,2 Mrd. Euro.

Die EU-Kommission hat starke Zweifel am Geschäftsmodell angemeldet. Die Wettbewerbshüter prüfen auch, ob die HSH Nordbank langfristig überlebensfähig ist. Dieser Prüfungsvorgang ist existenzbedrohend, da die EU die letzten drei Mrd. Euro der insgesamt zehn Mrd. Euro umfassenden Ländergarantie nur vorläufig genehmigt hat. Umgekehrt will die HSH Nordbank laut Aufsichtsratschef Mirow deutliche Erleichterungen aus Brüssel. Im Zentrum steht die Forderung nach einer Umstrukturierung der Garantie. Keine Frage, die Gebührenzahlungen sind angesichts des aktuellen Zinsniveaus recht hoch; allerdings dürfte die Bank keine anderen Kapitalgeber finden. Die Gebühren sind faktisch also eine Absicherung gegen das Risiko, das den Steuerzahlern durch die Rettung der Landesbank aufgebürdet wurde.

Bislang ist es der HSH außerdem untersagt, Schiffskredite unter Buchwert zu verkaufen und damit womöglich Verluste zu realisieren. Angesichts der anhaltenden Schifffahrtskrise wäre die Trennung von notleidenden Krediten dringend geboten. Eine Entscheidung aus Brüssel steht erst in einigen Monaten an. Bis dahin wird der Prozess der Existenzsicherung der maroden Bank weiterhin für Aufmerksamkeit sorgen.

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(1) Die HSH Nordbank hat zum 3. Quartal 2014 erneut eine verkürzte Berichterstattung gewählt, lediglich bestehend aus der Presseerklärung, einem 20-seitigen Zwischenbericht sowie einer pdf-Präsentation. Vernachlässigt wurden Bestandteile wie Finanzbericht, Lagebericht, Risikobericht usw. Hintergrundinformationen sind leider kaum herauszulesen: Wie sieht die Situation der Bank aus? Insbesondere in der aktuellen Präsentation der Bank ist grundsätzlich zu unterscheiden zwischen Operativem Geschäft (»klassisches« Bankgeschäft) sowie Sondereinflüssen und Buchungsgebaren.

(2) Anlass zur Sorge gibt auch die regionale Verteilung des Neugeschäftes: 24% international, 31% Kernregion Norddeutschland und 45% übriges Bundesgebiet. Der viel gepriesene Fokus auf »Unternehmer und Unternehmen in der Region Norddeutschland« ist nicht zu erkennen.

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