Der rechte Rand

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4. Juni 2013 von Knut Persson

Die Folgen der Finanzkrise auf regionaler Ebene – Die HSH-Nordbank AG, das Land Schleswig Holstein und die Freie und Hansestadt Hamburg

Im vierten Quartal 2006 brach der 12 Billionen US-$ große Hypothekenmarkt der USA zusammen. Anfang des Jahres 2007 stattete die BaFin der HSH Nordbank AG einen folgenschweren Besuch ab. Aufgrund des Gutachtens (bis heute aus gutem Grund unveröffentlicht) drohte die Bank geschlossen zu werden. Die Länder Schleswig-Holstein und Hamburg halfen zunächst (2008) mit 3 Mrd. Euro Eigenkapitalhilfe aus und mit einerZweitverlustgarantie in Höhe von 10 Mrd. Euro. Immer in der Hoffnung die Bank irgendwie zu retten.(1)

Wir schreiben jetzt das Jahr Sieben nach dem Ausbruch der Finanzkrise und das Jahr Fünf nach der Rettung der Bank. Die Bank versprach mehrfach ein neues Geschäftsmodell zu entwickeln, welches erfolgreich und zukunftsfähig sein sollte. Auch im letzten Geschäftsbericht der HSH Nordbank AG 2012 (»Wir erarbeiten unsere ZUKUNFT«) ist mehrfach davon die Rede. Wir werden prüfen, ob dieses neue Geschäftsmodell sich in den Zahlen der Bank 2012 widerspiegelt.

Insbesondere ist zu überprüfen,
ob die Bank ihre Risiken in der Griff bekommen hat. Wir werden uns daher den Geschäftsbericht näher ansehen müssen. In der Finanzkrise ging keine Bank Pleite. Nur die WestLB wurde kontrolliert abgewickelt. Die Rettungskosten allerdings übernahm der Bürger: bisher 70 Mrd. EUR. (2) Zuletzt wird geprüft ob die Länder Schleswig-Holstein (SH) und die Freie und Hansestadt Hamburg (FHH) ihren weiteren Hilfen für die Bank nachkommen können.

1. Die Rahmenbedingungen

Die Weltkonjunktur lahmt. Insbesondere die EU hat Ihre Baustellen: Griechenland, Spanien, Italien, Portugal, Frankreich (3) , Rumänien, Bulgarien, Großbritannien. Irland scheint über den Berg zu sein. Das Wirtschaftswachstum bewegt sich zwischen 0, geringen Aufschwung und teilweise Abschwung/Rezession in den einzelnen Ländern der EU. Die Zinsen sind auf einen historischen Tiefstand, teilweise können sich die Länderhaushalte mit negativen Zinsen renanzieren.

Auch die Inflation ist zur Zeit gering - aber auf der anderen Seite droht aufgrund der Flutung der Finanzmärkte mit billigen Geld durch die EZB hohe Inflation. Das billige Geld wird anderseits an die Unternehmen via Kredite und an die Bürger via Girozinsen nicht weitergegeben. Andererseits droht eine Zinserhöhung. Der Handel mit Fernost lahmt - an der Elbe sieht man riesige Containerschiffe nur halb beladen. Die Frachtraten verfallen, die Schiffsnanzierung kollabiert. Aufgrund des prekären Haushaltes der USA droht eine Abwertung des USD. Die HSH Nordbank AG ist von alledem tangiert.

Zu den Rahmenbedingen gehören auch die Eigentümerverhältniss der HSH Nordbank AG. Die Länder (Freie und Hansestadt Hamburg (FHH) und Schleswig-Holstein (SH)) halten 85,38% der Anteile. Entweder direkt oder über die HSH Finanzfonds AöR (65%). Hiermit ist eine vollständige Beherrschung (4) der HSH Nordbank durch die Länder gegeben. Nicht einmal eine Sperrminorität (25%+1 Anteil) liegt bei den übrigen Anteilseignern. 5,31% liegen bei den Sparkassen und Giroverband SH. 9,31% liegt bei Flowers (5) .

Fazit: die Länder haben jederzeit vollen Zugriff auf Führungskräfte, Satzung der Bank und Verträge mit der Bank - und Liquidation der AG - ohne dass die anderen Anteilseigner dies - wenn sie denn wollten - verhindern können. Die Länder stehen in der Verantwortung via Ihrer Politiker. Damit ist auch die Haftungsfrage geregelt: die Bürger der Länder haften mit dem eingezahlten Eigenkapital (zuletzt 2008 weitere 3 Mrd. EUR, 2013 dann weitere 500 Mio. EUR) und mit den Garantien (Zweitverlustgarantie i.H.v. 10 Mrd.EUR).

Nach wie vor ist die Bank mit dem Ankauf ihrer faulen Wertpapiere aus den Jahren 2003-2006 belastet. Die Bank besteht zur Hälfte aus einer halbwegs gesundenKernbank und einer bankinternenBad Bank, dieRestructering Unit genannt wird. Mehr davon weiter unten. (6)

2. Durchaus positive Entwicklungen in der HSH Nordbank AG

Es gibt Lichtblicke in der Entwicklung der Bank: insbesondere das Segment Energy und Infrastruktur verlief deutlich über unseren Erwartungen bemerkt der Geschäftsbericht (Seite 23). Unsere Heimatregion Norddeutschland etabliert sich als Drehscheibe für erneuerbare Energie. Der Zuwachs an Erträgen ist von 90 Mio. EUR (2011) auf 142 Mio. EUR (2012) gestiegen (+58%). Die Cost Income Ratio (CIR) (7) liegt mit 34% unter dem Durchschnitt der Kernbank von 41% (Seite 51 und 185 des GB). Auch ist die Risikovorsorge im Kreditbereich hier sehr gering, was positiv zu Buche schlägt. Es ist nur so, dass dieser Bereich innerhalb des Unternehmens klein ist. (8)

Auch die Erträge im Segment Products, Capital Markets und Corporate Center(Handel mit Finanzprodukten, dieüber den herkömmlichen Kredit hinaus angeboten werden), sind überdurchschnittlich gestiegen. Doch beruht dieses im wesentlichen auf
Sonderfaktoren und Neubewertungen (Seite 56).

3 Das Geschäftsmodell

Das Geschäftsmodell der Vergangenheit kann beschrieben werden als weltweit tätige Investmentbank, die an allen wichtigen Finanzmärkte präsent war. Die Bank hatte eine Bilanzsumme von ca. einer viertel Billion Euro. Das Modell führte in die Krise von 2007/2008. Eine konzertierte Aktion aus Länderhilfen von SH und FHH mit 3 Mrd.EUR Eigenkapitalhilfe und 10 Mrd. EUR Zweitverlustgarantie sowie einer Stützung durch die Son (17 Mrd. EUR Liquiditätsgarantie). Ab 2009 versuchte die Bank sich neu zu positionieren (9) mit bisher wenig Erfolg, sieht man sich die Ergebnisse der GuV an. Zwischenzeitlich gab man 3 Mrd. EUR an Zweitverlustgarantie an die Länder wieder ab, um Gebühren zu sparen. Letztes Jahr musste man nun diese 3 Mrd. EUR wieder einfordern.

Das neue Geschäftsmodell wird an mehreren Stellen des Geschäftsberichtes erwähnt, ohne dass es eine zusammenfassende Darstellung gibt. Betont wird, dass man in der Kernregion Norddeutschland schwerpunktmäÿig tätig ist für die maritime Wirtschaft. Als Bank für Unternehmer will man für die mittelständische Wirtschaft tätig werden.

Dazu betont man die enge Nähe zu den bodenständigen Sparkassen. Schwerpunktmässig ist man in den Segmenten Shipping-, Projekt- & Immobilienkunden, wozu auch das Segment Energy und Infrastruktur gehört und demCorporates & Markets (Capital Markets, Firmenkunden, Private Banking, Products und Sparkassen) tätig. Die Segmentierung ist so gewählt dass alle Geschäftsoptionen möglich sind. Die Unschärfe zum früheren Geschäftsmodell ist unverkennbar, was auch prompt zu Reaktionen in der regionalen Presse führte. (10) Die EU-Kommission beschäftige sich ebenfalls mit dem neuen Geschäftsmodell. Die Beihilfen der Länder und der Son wurden mit Auagen genehmigt. (11) Weiter unten werden wir auf die Realisierung dieses neuen Geschäftsmodells in der Realität der Bank zu sprechen kommen.

4. Die Risiken - kann man diese in den Griff bekommen?

Die Bank besteht aus zwei Hälften: einer halbwegs gesunden Kernbank, in der die strategisch wichtigen und zukunftsweisenden Segmente sich benden und einer bankinternen Bad Bank(Restructering Unit), in der die nicht-strategischen Geschäftseinheiten(Portfolios) verwaltet - abgebaut - werden S.185).



In der Restructering Unit liegen Papiere aus dem Staatsnanzierungsgeschäft und das Credit Investment-Portfolio (CIP). 12 In Letzteren liegen nach wie vor in hohem Maÿe ABS (Asset Backed Securities), die ab 2008 - als die Finanzkrise auch Deutschland erreichte - als problematische Papiere qualiziert wurden. Wie aus den Zahlen der Tabelle ersichtlich gelingt es nicht, dieBad Bank abzubauen. Teilweise ist eher ein Aufbau zu erkennen (z.B.: Durchschn.EK).

Die Bad Bank wird auf Jahrzehnte das Ergebnis der Bank so negativ beeinussen, dass sie in Ihrem strategischen Neugeschäft stark ehindert sein dürfte. Der Ausblick der Bank betont die hier liegenden Risiken in nicht überwundenen Euro-Staatsschuldenkrise und derRisiken im Schiffs- und Immobilienportfolio. Die RU belastet das Gesamtergebnis (Ergebnis vor Steuern) der Bank wesentlich. Die Zweitverlustgarantie (Kompensationsposten) wurde 2011 mit 1.043 Mio.EUR in Anspruch genommen, 2012 mit 567 Mio.EUR (Seite 80 des Geschäftsberichtes). Bis 2015 werden weitere Verluste erwartet. Schon vorher wird die Inanspruchnahme der Zweitverlustgarantie erschöpft sein, da die aufsichtsrechtlichen Kennzieffern (Harte Kernkapitalquote) die weitere Aufstockung der Zweitverlustgarantie dieses erfordern werden (Seite 185f).


Bis jetzt (2012) ist die Zweitverlustgarantie mit 1,9 Mrd. EUR in Anspruch genommen worden (Seite 81 des GB). Bis 2015 wird laut GB mit Verlusten i.H.v. 4,5 Mrd. EUR lt.GB der Bank gerechnet (Seite 83). Dafür werden weitere Garantien seitens der Länder notwendig. Wollte man die 19% Inanspruchnahme beibehalten müssten die Länder SH und FHH weitere ca.14 Mrd. EUR zuschießen. Das dürfte Ihre Kräfte wohl deutlich übersteigen, denn ihre Haushalte sind selber angeschlagen (siehe unten).

Die Bank ist weiterhin umfänglich
im Eigenhandel mit spekulativen Wertpapieren tätig (Seite 160). Die Handelsaktiva im HfT (High Frequenzy Trade (Hochfrequenzhandel)) belaufen sich auf 11,8 Mrd. EUR (Vorjahr 12,0 Mrd.EUR). Die entsprechenden Handelspassiva belaufen sich auf ähnlicher Höhe: 11,5 Mrd.EUR (Vorjahr 12,9 Mrd.EUR). Der spekulative Eigenhandel im Schnellankaufverfahren war ein Grund für die Schieflage der Bank vor 2007 und hat im HSH Nordbank AG Untersuchungsausschuss der FHH und SH mehrfach zur Kritik Anlass gegeben. Es ist nicht ersichtlich, dass die Bank davon Abstand nimmt. Das Handelsergebnis ist stark negativ: -238 Mio.EUR (Vorjahr: -173 Mio.EUR). Davon entfällt ein großer Teil (2012: -108 Mio.EUR, Vorjahr -62 Mio. EUR) auf ausfallrisikobehaftete Anleihen (Seite 148). Der Marktwert (Fair Value) vieler Anleihen musste nach unten korrigiert werden.

Den größten Teil des Risikopotentials
der HSH Nordbank bilden die Ausfallrisikenurteilt die Bank selber (Seite 73 des GB). Insgesamt beläuft sich der ausstehende Kreditbetrag auf 137 Mrd. EUR (Kredit-Exposure). Dieser umfasst den bilanziell erfassten Kreditbetrag als auch die Kreditzusagen außerhalb der Bilanz (Unterstrichpositionen). Mehrere Dinge fallen hier auf: Auch in der gesundenKernbank benden sich imNonInvestmentgrade (High-Field = Hochzinsanleihen, weil Ramsch oder Junk) 27,4 Mrd. EUR ausstehender Kreditbetrag - in der Restructering Unit (Bad Bank) sind es sogar 33,8 Mrd. EUR. Zusammen also 61,2 Mrd.EUR an spekulativen Wertpapieren. Hier liegt ein hoher Abschreibungsbedarf, der das Ergebnis der Bank auf Jahrzehnte hinaus belasten dürfte und die Aktivitäten der Bank in Zukunft deutlich lähmen wird. (13)



Ein weiterer Punkt der kritisch anzumerken ist, bezieht sich auf das Auslandsgeschäft. Nach wie vor ist die Bank im Ausland - überwiegend au?erhalb der Eurozone stark engagiert. Dieses steht in Kontrast zur strategischen Ausrichtung des neuen Geschäftsmodells: Kernregion Norddeutschland. Es ist auch nicht ersichtlich, dass dieses Engagement entschieden zurückgefahren wird: in der Kernbank sind es für 2012 33,6 Mrd. EUR (Vorjahr: 34,6 Mrd. EUR). Lediglich in der RU wird das Auslandsobligo um ca. 7 Mrd. EUR erkennbar reduziert.

Von den 137,0 Mrd. EUR Kreditexposure entfallen auf den Bereich Shipping allein 28,6 Mrd. EUR - davon in der Kernbank 17,7 Mrd. EUR (Seite 74 des GB). Ein Segment, dass auch von der Bank als hoch ausfallgefährdet eingestuft wird. Gegenüber dem Vorjahr musste die Summe der Risikovorsorge um 11% heraufgesetzt werden (Seite 157 des GB) von 5.357 Mio. EUR (2011) auf jetzt (2012) 5.960 Mio. Euro. Die Kreditqualität hat sich demnach drastisch verschlechtert. (14)

Fazit der Risiken: Ohne weitere zusätzliche Zweitverlustgarantien über die 10 Mrd. EUR hinaus ist die HSH Nordbank AG kaum zu retten. Die Frage ist, können das die beiden Länder SH und FHH überhaupt ihren Bürgern zumuten? Dabei hat man erst Anfang 2013 eine weitere Kapitalerhöhung um 500 Mio. EUR durch die Länder erreicht, damit die Bank ihre aufsichtsrechtliche Harte Kernkapitalquote von 9% erzielen konnte. Vor der Kapitalerhöhung (Anfang 2013) lag dieHarte Kernkapitalquote bei 8,8%, nach Feststellung des Jahresabschlusses 2012 und der Kapitalerhöhung lag sie dann bei 9,9% (Seite 48). (15)

5. Die Länder Hamburg / Schleswig Holstein und ihre Haushalte

Schleswig-Holstein: Die Kurzfristige Erfolgsrechnung (16) (KER) des Landes Schleswig-Holstein weist für die Jahre 2012 und 2011 einen Jahresfehlbetrag aus: -142,4 Mio. EUR für 2012 und -664,3 Mio. EUR (2011). Der Jahresfehlbetrag 2012 ist deswegen bemerkenswert, weil es in 2012 eine deutliche Einnahmesteigerung durch Steuern gegeben hat (+512,6 Mio. EUR oder +8%). Trotzdem ist das Ergebnis negativ. Eine Bilanz oder GuV (Erfolgsrechnung) wird seitens des Landes nicht erstellt, obwohl eine Doppik im Sinne des HGB auf dem Verordnungswege vorhanden ist (17) .

Hamburg: Das Eigenkapital der FHH-Kernverwaltung (18)
ist seit dem Jahre 2009 negativ und hat sich bis 2011 weiter verringert auf jetzt (2011) 1,7 Mrd. EUR (19) . Seit 2007 wird in der FHH nach kaufmännischen Gesichtspunkten (HGB) bilanziert. Im Durchschnitt dieser Jahre (2006 bis 2011) wurde ein Jahresfehlbetrag von ca. -750 Mio. EUR erzielt. In 2011 hat es darüberhinaus einen Einbruch der Liquidität bei der Kernverwaltung der FHH gegeben. Die Barliquidität ging um -45% zurück: von 1,8 Mrd. EUR (2010) auf 2011 1,0 Mrd. EUR. In den Jahren 2006 bis 2010 ist dagegen die Liquidität kontinuierlich angestiegen.

Inwiefern und ob die HSH Nordbank AG an der Schiefage der Länder FHH und SH verantwortlich ist, kann hier nicht völlig geklärt werden. Nur soviel: im Geschäftsbericht er FHH ist im Risikobericht von einem 30 Mrd. EUR groÿen Risiko die Rede bezüglich der HSH Nordbank AG. Auch hat der Rechnungsprüfungshof der FHH mehrfach Belastungen des Haushalts der FHH durch die Bank erwähnt (20) .

6. Was ist zu erwarten?

Die Bank hat 2012 noch 3.123 Mitarbeiter (Vorjahr: 3.684): das sind -15% weniger MA (Vollzeitbasis). Bis Ende 2014 wird weiter abgebaut erden müssen (Seite 40 des GB). Der Versorgungsfond der FHH (HVF), der die Rentenansprüche der städtischen Mitarbeiter bündelt, hat Papiere der HSH Nordbank aufkaufen müssen. Hier liegt Koniktpotential. Nach dem Zustand der Bank zu urteilen (siehe oben) wird auch der Zuschuss (Zweitverlustgarantie) der klammen Länder anwachsen müssen (siehe oben).



Abbildung 1: Quelle: Geschäftsberichte der FHH 2007-2011 Kernverwaltung, 2012 ist noch nicht erhältlich (Juni 2013), Angaben in TSD EUR

Die Frage ist: Können die Länder dieses realisieren? Die Länder sind fnanziell in Schieflage und sollen eine Bank in Schieflage stützen. Ohne massive Hilfe von außen wird das kaum zu realisieren sein, dann wird man auf einen Eigenanteil der Länder bestehen müssen mit den bekannten Vorgaben. Die Damoklesschwerter sind: mittelfristige Zinserhöhung und EU-KommissionVorgaben. Letzteres lässt sich politisch beeinflussen - das Erstere wird vermutlich in naher Zukunft kommen. Es wird die Länder als auch die Bank treffen. Die Option für ein Geschäftsmodell, das sich schwerpunktmässig auf die Kernregion in Zusammenarbeit mit den Sparkassen in der Kreditvergabe an die mittelständische Wirtschaft konzentriert, ist weiterhin offen.

Juni 2013

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Anmerkungen:

1) siehe: Joachim Bischoff/Knut Persson/Norbert Weber: Tatort HSH Nordbank, Hamburg 2010
2) Die Angaben kommen vom Max-Planck-Institut in Bonn, Martin Hellwig, Süddeutsche Zeitung 25./26.5.2013: Die Rechnung, bitte. Hellwig hat die Kaserer Studie 2010 zur Grundlage genommen und die Zahlen für 2012 aktualisiert. Kaserer kommt für 2010 auf eine Belastung der öentlichen Haushalte auf 34-52 Mrd.EUR.
3) Am 29.5.2013 schreibt das Handelsblatt in der Überschrift eines Artikels Günther Oettinger: Europa ist ein Sanierungsfall und bezieht dieses insbesondere auf die Länder Frankreich, Rumänien und Bulgarien
4) Beherrschung ist in AktG Ÿ 291 geregelt, HGB Ÿ 290 und IAS 27.13, Die Bank ist nach IFRS berichtspichtig und tut dieses auch seit 2007
5) Hinter Flowers verbergen sich neun Trusts die von J.C.Flowers&Co LLC beraten werden. Also eine private Investorengruppe
6) siehe auch Mechthild Schrooten: Deutscher Bankensektor: Weiter Weg zum Kerngeschäft, in Wirtschaftsdienst 2013, ZBW - Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft, Seite 348-350
7) CIR: Verwaltungsaufwand zu Gesamtertrag in %
8) Die Umweltbank AG kann seit 2007 (Ausbruch der Finanzkrise) über eine ausgesprochen positiveGeschäftsentwicklung berichten. Sie tätigt ihre Geschäfte überwiegend im grünen Bereich. Der Geschäftsbericht 2012 zeigt einen dauernden Aufstieg der Bank.
9) Pressemitteilung der Son vom 16. Oktober 2009: Prüfung des Geschäftsmodells der HSH Nordbank läuft. ... Das Parlamentarische Kontrollgremium gem. ŸDas FMStFG hat sich in seiner Sitzung am 12. Oktober 2009 mit der Situation der HSH Nordbank befasst.
10) Ob Caymans oder Jersey: HSH Nordbank mischt mit, Wedel-Schulauer Tageblatt vom 8.5.2013, Seite 21, Der Sprecher der HSH Nordbank musste in diesem Zusammenhang umgehend Vermutungen zurückweisen, die HSH Nordbank AG würde steueroptimierte Geldanlagen vermitteln.
11) Kommission genehmigt Umstrukturierung der HSH Nordbank unter Auagen vom 20.09.2011. Die Europäische Kommission hat die Umstrukturierungsbeihilfe der Länder Hamburg und Schleswig-Holstein für die HSH Nordbank genehmigt. Die Genehmigung erfolgte unter der Bedingung, dass die Bank ihre Bilanzsumme um 61 Prozent reduziert. Damit ist die Aufgabe der Flugzeugnanzierung und die Verkleinerung des Geschäftsbereichs Schiffsnanzierung verbunden.
12) Das CIP wurde schon im Fresheld Gutachten äusserst kritisch beurteilt. Es gab auch schon vor 2006 Beschlüsse im Vorstand der Bank dieses Portfolio abzubauen. Die Bank muss sich nach wie vor mit den Hinterlassenschaften vor 2007 befassen.
13) die Ratingklassen wurden mit der RSU Rating Service Unit GmbH&Co KG erarbeitet 5in Mrd.EUR 2012 2011
14) Erst in denNotesNr.25 (S.157) wird das Ausmaß deutlich. Die Bilanzwerte auf Seite102 wurden korrigiert durchRückstellungen im Kreditgeschäft und Kompensationsposten. In der Bilanz erscheint so eine Abnahme der Risikovorsorge um -1%.
15) Wird dieHarte Kernkapitalquote (Bench Mark: 9%) unterschritten, muss die BaFin einschreiten. Der Punkt war schon Ende 2007 erreicht. Durch Auslagerungen von problematischen Papieren (insbesondereOmega 55Geschäfte) konnte damals schon die entsprechenden aufsichtsrechtlichen Quoten kostenträchtlig eingehalten werden. Vergl Bischo et al 2010, Seite 79. Die Deals von damals sind jetzt (Juni 2013) Gegenstand eines Gerichtsverfahrens
16) die KER des Landes Schleswig-Holsteins (Finanzministerium) vom 22.01.2012 ist keine der betriebswirtschaftlichen Erfolgsrechnung die Kosten und Leistungen (im Sinne eines Betriebsergebnisses) erfasst, sondern ist im Sinne einer kameralen Rechnung aufzufassen, die die Einnahmen und Ausgaben erfasst. Wie immer man die Zahlen interpretiert: entweder im Sinne einer GuV oder einer der Liquiditätsrechnung, auf alle Fälle sind sie negativ.
17) Das Land SH bucht nach wie vor kameral. Vorüberlegungen die Rechnungslegung nach HGB zu organisieren sind gestoppt worden.
18) Die FHH hat zwei Bilanzen: eine betrit die Kernverwaltung (die eigentliche Stadt Hamburg), die andere den Konzern. Hier sind auch die ganzen Beteiligungen der Stadt konsolidiert: Hochbahn, Wohnungsbaugesellschaften etc. - wobei jede Beteiligungsgesellschaft natürlich ihre eigene Bilanz erstellt.
19) der Geschäftsbericht der FHH für 2012 ist noch nicht erschienen (Juni 2013)
20) Die Elbphilharmonie wird mit geschätzten Investitionen wohl um die 720 Mio. EUR in der Bilanz der FHH erscheinen. Dies ist unvergleichlich gering gegenüber den Belastungen durch die HSH Nordbank AG.

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Literatur:

[1] HSH Nordbank AG. Wir erarbeiten unsere Zukunft. Geschäftsbericht 2012. HSH
Nordbak AG, 2013.
[2] Umweltbank AG. Jahresbericht Umweltbank AG 2012. Umweltbank AG, 2013.
[3] Joachim Bischo and Knut Persson und Norbert Weber. Tatort HSH Nordbank. VSA
Verlag Hamburg, 2010.
[4] Gerrit Brösel. Bilanzanalyse. ESV Erich, Schmidt Verlag, 2012.
[5] Rainer Buchholz. Internationale Rechnungslegung. ESV Erich, Schmidt Verlag, 2012.
8[6] Jean Feyder. Alternativer Imperativ - Manifest gegen Austeritätsgläubigkeit. W&E,
05/2013:23, 2013.
[7] FHH. Geschäftsbericht der Freien und Hansestadt Hamburg 2007-2011. Freie und
Hansestadt Hamburg, 2013.
[8] Christoph Kaserer. Staatliche Hilfen für Banken und ihre Kosten. Notwendigkeit und
Merkmale einer Ausstiegsstrategie. Lehrstuhl für Finanzmanagement und Kapital-
märkte. Technische Universität München, 2010.
[9] Finanzministerium Schleswig-Holstein. Kurzfristige Erfolgsrechnung. Landeshaus-
halt Schleswig Holstein - Jahresabschluss 2012 - 22.01.2013. 2013.
[10] Mechthild Schrooten. Deutscher Bankensektor: Weiter Weg zum Kerngeschäft. Wirt-
schaftsdienst, ZBW - Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft, pages 348350, 2013.

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